Ein kurzer Leitfaden für Regionen und Länder in Afrika
Warum ist Afrika in den letzten Jahren ein beliebtes Ziel für IT Outsourcing und Software-Entwicklung geworden? Woher kommt das starke Interesse der IT-Branche an dieser Region?Ein Grund ist der erodierende Kostenvorteil Asiens und Osteuropas im Vergleich zu Amerika und Westeuropa. Es lassen sich Kostensteigerungen um bis zu 10 % pro Jahr beobachten. Laut der Financial Times sind IT-Manager-Gehälter in Ländern wie Indien inzwischen höher als der weltweite Durchschnitt.In diesem Blogbeitrag werden wir aufzeigen, warum und wie Afrika zu einem Ziel für Outsourcing wurde. Wir betrachten vier Länder genauer, die Vorreiter im Bereich Technologie und Outsourcing sind und wegweisend für die übrigen Länder des Kontinents stehen.
Afrika im Kontext der New Economy
Afrika befand sich schon immer in einer ähnlichen Zeitzone wie Europa und lag logistisch relativ nah an Europa. Als 2009 mehrere Länder des Kontinents an das globale Breitband angeschlossen wurden, rückten die Kontinente noch näher zueinander.Staatliche und unternehmerische Investitionen in die entstehende Digital Economy folgten, und seither sind mehrere Technologie-Cluster in verschiedenen Teilen Afrika entstanden und rasch gewachsen. Genaue Zahlen der Investitionen sind schwer zu bekommen, und sie veralten schnell. Jedoch hatten laut Weltbank viele Länder bis 2015 mindestens ein Technologiezentrum, und ihre Zahl wächst seitdem jährlich um 15%.Fairerweise muss man sagen, dass nicht alle der 54 Nationen des Kontinents nur Erfolgsgeschichten zu melden haben, wenn es um die Entwicklung ihrer IT-Infrastruktur geht. Aber der allgemeine Trend ist ermutigend.
Regionale afrikanische IT-Champions
Als Kontinent betrachtet setzt sich Afrika aus vier verschiedenen Regionen zusammen: Nordafrika, das an das Mittelmeer grenzt, Westafrika, das dem Atlantik zugewandt ist, Ostafrika, das näher am Indischen Ozean liegt, und Südafrika an der Spitze des Kontinents, nicht allzu weit von der Antarktis – zumindest wenn man es auf dem Globus betrachtet.Praktischerweise gibt es in jeder dieser Regionen ein Land, das in Bezug auf die Technologie-Ökosysteme führend ist.Schauen wir uns Ägypten in Nordafrika, Nigeria in Westafrika, Kenia in Ostafrika und das Land Südafrika, welches die südafrikanische Region repräsentiert, genauer an.
Ägypten als Wegweiser für das nordafrikanische IT-System
Geografisch gesehen liegt Nordafrika Europa am nächsten, und die Region ist seit Tausenden von Jahren kulturell und wirtschaftlich mit Europa verbunden.Als zweitbevölkerungsreichstes Land und drittgrößte Volkswirtschaft des Kontinents ist Ägypten in der nordafrikanischen Region technologisch führend. Die ägyptische Bevölkerung ist überwiegend arabisch und muslimisch, aber die Hauptstadt Kairo ist ziemlich kosmopolitisch, da Ägypten ein beliebtes internationales Reiseziel für europäische und internationale Reisende ist. Kairo ist das wirtschaftliche Kraftzentrum des Landes und der wichtigste Knotenpunkt seines Technologie-Ökosystems.Seitdem Microsoft im Jahr 2007 sein erstes Innovationszentrum in Kairos Smart Village eröffnet hatte, ist die Branche aufgrund staatlicher und privater Investitionen rasch gewachsen. Dies gilt insbesondere für den Export von Dienstleistungen. Die Regierungsagentur für die Entwicklung der IT-Industrie schätzt, dass die ägyptischen Outsourcing-Firmen im Jahr 2020 etwa 220 000 Fachleute beschäftigten, die Dienstleistungen für Unternehmen in über 100 Ländern der Welt in 20 verschiedenen Sprachen anbieten.Während die offizielle Landessprache Arabisch ist, sprechen Software-Entwickler und die Business-Welt in Ägypten in der Regel fließend Englisch. Einige sprechen auch Französisch, Deutsch und Italienisch. Es sind Sprachen, die auch in den Schulen unterrichtet werden.Die ägyptische IT-Outsourcing-Branche genießt staatliche Unterstützung und Anreize, doch bisher erbringt der größere Teil der Branche immer noch Arbeit mit geringerer Wertschöpfung wie z.B. in Support Zentren.In unserem Blogbeitrag “Die IT-Outsourcing-Branche in Ägypten” stellen wir dieses spannende und vielversprechende Land genauer vor.
Nigeria als mobiler Startup-Hotspot Westafrikas
Als größte Volkswirtschaft und bevölkerungsreichstes Land des Kontinents wird Nigerias Wirtschaft seit langem von der Ölindustrie dominiert. Dies ändert sich nun, da sich das Land zu einem der am schnellsten wachsenden Technologie-Hotspots entwickelt und die IT-Industrie bereits 10% der wirtschaftlichen Aktivität generiert.Lagos, die Wirtschaftshauptstadt Nigerias, verfügt über eine der besten städtischen Infrastrukturen des Kontinents, ist aber auch eine der am schnellsten wachsenden Städte mit all ihren Wachstumsschwierigkeiten. Nigerianische IT-Unternehmen wurden anfangs dadurch erfolgreich, indem sie Ineffizienzen bei der Verteilung von Waren und Dienstleistungen beheben konnten und Lücken füllten, die im existierenden Geschäftsumfeld existierten, wie z.B. einem lückenhaften Stromnetz und Probleme beim Zugang zu Krediten.Während IBM, Ericsson und Google im Land präsent waren, verdankt das Land seine Lebendigkeit den 55 IT-Hubs (2020, Bericht des Center for Global Development, Center for Global Development, 2020). In den Hubs sind Startups und kleine Unternehmen tätig.Da ein Großteil der Computer in Nigeria mobile Endgeräte sind, haben sich lokale Unternehmer auf Anwendungen spezialisiert, die auf mobiles Breitband angewiesen sind. Regierung und Wirtschaft haben die Bedeutung der mobilen Datenübertragung erkannt, sodass das Land heute in Bezug auf Netzabdeckung und Download-Geschwindigkeit auf dem Kontinent führend ist.
Kenia, die “Siliziumsavanne” Ostafrikas
Im 19. Jahrhundert erblickte ein deutscher Entdecker namens Johann Ludwig Krapf den Berggipfel, dessen Namen er als “Kĩ-Nyaa” festhielt, als er Afrika erkundete. Die Republik Kenia, benannt nach dem Mount Kenya, spiegelt diese Tatsache wider.Mit M-Pesa, einem SMS-basierten Geldtransfer- und Ausleihdienst und einer in Kenia geschaffenen Technologie rückte das Land 2007 in das internationale Rampenlicht. Es ist normal, im Jahr 2020 mit einem Smartphone zu bezahlen, aber dreizehn Jahre zuvor galt das Bezahlen mit einem Nokia Tasten-Handy als revolutionär. In einer auf Bargeld basierenden Gesellschaft mit damals weniger als 4 Millionen Bankkonten wuchs der mobile Geldservice schnell auf 17 Millionen Kunden an und inspirierte schließlich die Kenya Vision 2030 der Regierung, die in dem zwischen der Hauptstadt Nairobi und der Hafenstadt Mombasa gelegenen Technologiepark “Silicon Savannah” mündete.Die kenianische IT-Industrie, die seit 2016 jährlich um mehr als 10 % gewachsen ist, hat nicht nur die digitale Transformation des Landes vorangetrieben, sondern auch Reformen in Gang gesetzt. Kenia ist dadurch zu einem der wirtschaftsfreundlichsten Länder Afrikas geworden, das mit europäischen Ländern wie Rumänien und Italien gleichauf liegt.Während Kenias Hauptgrund, auf Kommunikationstechnologien, E-Commerce und digitale Dienstleistungen zu setzen, die Transformation der eigenen Wirtschaft ist, können diese entstandenen Kompetenzbereiche auch von anderen Unternehmen genutzt werden. Zu den bekannten ansässigen Firmen gehören Asus, Cisco und Google. Clutch, ein globaler Verzeichnisdienst für Outsourcing-Dienstleistungen, sieht in Kenia einen Fokus für Geschäftsprozess-Outsourcing in den Bereichen Fintech, Telekommunikation und der Kundenbetreuung.
Südafrika: Führend in der IT-Ausbildung
Kulturell gesehen ist Südafrika wahrscheinlich das europäischste Land des Kontinents. Vor einem Jahrhundert von europäischen (hauptsächlich englischen und niederländischen) Eroberern gegründet, fühlt sich das Land auch heute noch in vielerlei Hinsicht europäisch.Historisch gesehen ist Südafrika das wirtschaftliche Kraftzentrum des afrikanischen Kontinents und die zweitgrößte Volkswirtschaft Afrikas. Südafrika hat viele Führungspositionen in Sektoren mit hoher Wertschöpfung, einschließlich der Informationstechnologie inne.Das Land ist in Afrika führend bei den Englischkenntnissen und beherbergt 6 der 10 afrikanischen IT-Studiengänge und bringt daher einige der am besten ausgebildeten Fachkräfte Afrikas auf den Arbeitsmarkt.Mit über 12 Tausend Github-Benutzern ist die Open-Source-Gemeinschaft des Landes die größte auf dem Kontinent. Von den großen Unternehmen entwickeln Microsoft, Parallels und ABBYY Software in Südafrika. Die IT-Branche besteht hauptsächlich aus etwa 20 000 kleineren Unternehmen und beschäftigt etwa 440 000 IT-Experten.Aufgrund der höheren Lebenshaltungskosten ist das Gehaltsniveau der Software-Entwickler im Durchschnitt höher als in anderen afrikanischen Ländern, was jedoch durch das höhere Ausbildungsniveau und eine Kultur der Professionalität kompensiert wird.Das Land ist aufgrund seiner kulturellen Ähnlichkeit mit Europa eine gute Wahl, aber auch ein teurerer Anbieter mit einer beträchtlichen geographischen Entfernung, was zu längeren Flugzeiten führt.
Zusammenfassung
Insgesamt ist Afrika aufgrund der raschen Entwicklung der Infrastruktur und des IT-Fachwissens ein guter Lieferant von IT-Dienstleistungen nach Europa.Outsourcing nach Afrika: Hier noch einmal die Vorteile
- Europäische Sprachkenntnisse sind in der Geschäftswelt vorhanden.
- Die meisten Länder sind in oder nahe der mitteleuropäischen Zeitzone.
- Flugzeiten betragen nur wenige Stunden.
- Die Arbeits- und Lebenshaltungskosten sind niedrig.
- Es gibt enge kulturelle Gemeinsamkeiten.
Abhängig von Präferenzen, Budget und den Anforderungen an die Software-Entwicklungstechnologie können verschiedene afrikanische Länder jeweils unterschiedliche Alleinstellungsmerkmale aufweisen.Ägypten ist ein starker Kandidat für Softwareentwicklung auf Low Level, wenn begrenzte Englischkenntnisse keine Hürden darstellen. Geografisch gesehen bietet das Land den größten Pool an kostengünstigen Talenten bei einer relativ kurzen Flugdistanz.Nigeria bietet auch ein großes Reservoir an IT-Experten, aber seine infrastrukturellen Herausforderungen müssen ernst genommen werden. Einige der innovativsten Experten mit primär auf Mobiltelefone spezialisierten Skills finden Sie hier.Kenias IT-Industrie hat nationale Priorität und genießt eine breite Unterstützung. Obwohl der Markt für IT-Talente nicht sehr groß ist, ist das Telekom-Know-How hier recht hoch.Südafrikas starke technische Universitäten bilden eine große Anzahl erfahrener Programmierer aus, die sehr gut Englisch sprechen und kulturell europäisch geprägt sind. Die Infrastruktur ist praktisch auf europäischem Niveau, obwohl Bedenken bestehen bleiben. Seien Sie sich der hohen Kriminalitätsrate im Land, der sehr langen Flugzeiten und den im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern viel höheren Arbeitskosten bewusst. Alles in allem bieten afrikanische Länder riesige Chancen für das IT Outsourcing. Sprechen Sie mit uns, wenn Sie Fragen dazu haben.